Während über Nacht draußen der Sturm tobte, hatte ich schon eine leise Vorahnung, dass das Wetter am nächsten Tag eher ungemütlich wird. Die kräftigen Windböen, die uns den Regen an die Dachschrägen des Schlaflagers gepeitscht haben, verstärkten den Eindruck nur noch mehr. Und so war es dann am frühen morgen auch: nebelverhangene Berggipfel. Zwischendurch immer wieder kräftiger Wind – aber immerhin klang der Regen bis zum Frühstück wieder ab und es trocknete auf. Wohlwissend, dass die Überschreitung der Galtenscharte vor allem bei nassen Bedingungen etwas unangenehmer ist, gab es am Frühstückstisch nur das eine Thema: „Gehts heute? Sollen wir doch absteigen? Glaubst du wird es im Laufe des Tagesbesser?“ Nach reichlicher Überlegung zogen wir dann zu fünft los, um die vierte Etappe des Osttiroler Adlerwegs in Angriff zu nehmen: Mit Erfolg, denn es blieb trocken und am Schluss blinzelte sogar die Sonne hervor.
Wir starten also nördlich der Bonn-Matreier-Hütte Richtung Badener Hütte, Galtenscharte. Das erste Hindernis ist bald erreicht: Über steiniges Gelände, versichert mit Stahlseilen und Felstreppen geht es hinauf zum Kälberschartl auf 2.791 Meter.
In weiterer Folge geht es in das Kar hinunter und dann recht knackig in ähnlicher Manier hinauf zur Galtenscharte (2.871 m). Der Weg ist seilversichert und technisch das anspruchsvollste Stück an diesem Tag – aber im Grunde kein Problem. Schnell lassen wir dieses Stück hinter uns.
Oben auf der Scharte bietet sich dank des überhängenden Nebels ein eindrucksvolles Schauspiel. Eigentlich sollte sich dort eine beeindruckende Aussicht offenbaren, aber der Nebel verhindert leider alle Weitsicht auf die umliegende Bergwelt.
Hier beginnt der rund 600 Höhenmeter andauernde Abstieg hinunter ins Frosnitztal. Die Landschaft ändert sich schlagartig, nach einigen seilversicherten Stellen erreicht man das grüne Tal. Wiesenbewachsene Hänge, ein von weitem hörbarer Bach und das Läuten der Glocken einer Schafherde passen perfekt ins idyllische Bild dieser Gegend. Und: Langsam aber sicher wird das Wetter besser.
Es bietet sich eine Landschaft, die den Bildern von Mittelerde aus Herr der Ringe ebenbürtig sind. Das Gute an diesem Abschnitt ist, man hat erst einmal Zeit durchzuschnaufen und die Landschaft zu genießen, denn der weitere Weg zieht sich immer auf gleicher Höhe angenehm den Hang entlang. Man folgt immer den Wegweisern Richtung Badener Hütte bis man das Etappenziel am Fuße der Kristallwand erkennen kann.
Dann wird es langsam wieder steiler und der finale Anstieg beginnt. Unschwierig zieht sich der Weg am Rücken hinauf bis zur Hütte auf 2.608 Metern Höhe.
Die Wanderung im Überblick
Gehzeit: | 3:30 Stunden |
Höhenunterschied: | 600 Höhenmeter |
Hinweise: | Knapp 10 Kilometer lange Tour. Trittsicherheit für die Überschreitung der zwei Scharten unbedingt erforderlich. Bei unklarer Wetterlage am besten beim Hüttenwirt über Situation erkundigen. |
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