Die Überschreitung des Sengsengebirges ist eine Bergtour, die man als Oberösterreicher unbedingt einmal gemacht haben muss. Entweder als entspannte Zweitagestour mit Übernachtung im Uwe-Anderle-Biwak, als konditionsraubende Eintagestour oder als Rundwanderung, so wie ich es hier beschreibe. Vorteil bei dieser Variante ist, dass man nicht auf zwei Autos oder öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist, sondern die Tour mit nur einem Auto bewältigen kann. Jedoch ist sie deutlich anstrengender, weil man nach dem letzten Gipfel eben wieder zum Ausgangspunkt zurückkehren muss. Deshalb ist diese Tour wirklich nur für trainierte Bergsteiger empfehlenswert, die mit solchen Distanzen schon Erfahrung gesammelt haben. Man sollte genügend Wasser im Gepäck haben, weil es unterwegs keine Möglichkeit gibt, Wasservorräte aufzufüllen, und es an schönen Tagen zwischen den Latschen sehr heiß werden kann. Die fehlende Einkehrmöglichkeit hat jedoch auch etwas gutes: Die Berge sind nicht wirklich gut besucht und man hat die tolle Panorama-Aussicht ganz für sich alleine. Für die komplette Rundtour (ca 30 km) sollte man mindestens 9 – 12 Stunden einplanen.
Gestartet wird bei der Rundwanderung nicht in Klaus, sondern beim Parkplatz Nahe der Teufelskirche in St. Pankraz. Dazu die A9 Abfahrt St. Pankraz nehmen, vorbei am Bahnhof Hinterstoder und der Straße bis nach nach dem Speringbauer folgen bis man auf einen großen Parkplatz kommt.
Direkt vom Parkplatz geht es vorbei an einer Schranke und man legt die ersten Höhenmeter auf der Forststraße zurück bis man auf den Wanderweg Nr 460 abzweigt. Auf diesem geht es stetig bergauf, die Forststraße noch ein paar mal überquerend und vorbei an einer verfallenen Jagdhütte am Lackerboden. Dann wird der Weg steiler und führt direkt zur Funkstation auf ungefähr 1.500 m.
Streng genommen gehört der Spering – als erster Gipfel des Sengsengebirges – natürlich auch zu dieser Tour. Ich entschließe mich aber wegen dem verspäteten Tourstart dann doch auf den Gipfel zu verzichten. Zum Spering müsste man nach links abzweigen, für mich geht es aber gleich weiter nach rechts Richtung Schillereck. Hier beginnt der Höhenweg Sengsengebirge (Nr 469), der der stetige Begleiter dieser Tour sein wird. Er führt über alle Berge des Sengsengebirges direkt zum Hohen Nock.
Es geht also weiter über den mit Latschen bewachsenen Bergrücken, immer wieder bergauf und bergab zum ersten Gipfel: Dem Schillereck auf 1.748 m. Einmal kurz das Panorama genossen und gleich weiter zum nächsten Zwischenziel – immerhin steht heute noch einiges auf dem Programm.
Weiter führt der Höhenweg durch Latschenwälder zum Hochsengs. Das immer wiederkehrende Thema dieser Tour – das unendliche Bergauf und Bergabwandern – kommt auch hier zur Geltung. Nach ein paar Hundert Höhenmetern unterschied liegt auf 1.838 m Höhe endlich der Hochsengs. Ich plane die Mittagspause unten beim Uwe-Anderle-Biwak zu machen, weswegen ich oben am Gipfel nicht viel Zeit verbringe. Zumal es oben doch sehr windig war und deswegen eher ungemütlich.
Der Abstieg vom Hochsengs ist teilweise mit Seilsicherungen versichert und Trittsicherheit ist am Abstieg erforderlich.
Am Fuße der Felsplatten geht es direkt zum Uwe-Anderle-Biwak, wo ich eine kurze Mittagspause einlege und mich für die restliche Strecke stärke.
Gegenüber der Luckerten Mauer geht der einzige „Fluchtweg“ zurück, über den man die Tour ungefähr bei der Hälfte abbrechen kann. Der Weg zurück führt teils weglos (aber gut erkennbar) zurück zum Parkplatz. Für mich geht es aber im Laufschritt weiter auf den Gamskogel, den ich auch wenige Minuten später erreiche. Vom kleinen, unscheinbaren Gipfelkreuz hat man nicht nur einen schönen Ausblick auf das Tote Gebirge und die Haller Mauern, sondern kann auch schon die noch bevorstehende Strecke über die nächsten Berge erblicken.
Weiter geht es zum Rohrauer Größtenberg in üblicher Szenerie: In der Latschengasse zuerst bergab und gleich wieder bergauf. Zwischendurch wird der Weg etwas felsig und steinig. Immer wieder bekommt man beeindruckende Bilder der steil abfallenden Nordwände des Sengsengebirges und irgendwann erreicht man dann das Gipfelkreuz (oder eher den Gipfel-Wegweiser) des Rohrauer Größtenberg auf 1.810 m. Von hier aus ist der Hohe Nock schon in Greifweite. Doch der Weg zum letzten Berg dieser Tour ist beschwerlicher als erwartet. Nach einem unangenehmen, sehr steilen und mit losem Schotter/Steinen gepflasterten Abstieg, gibt es noch ein paar ganz schöne Steigungen zum zurücklegen. Das stetige Auf und Ab zehrt an den Kräften, aber die letzten paar Hundert Höhenmeter sind im Grunde kein Problem.
Schon fast oben angekommen, geht der Pfad noch über einige Grasfelder Richtung Gipfelkreuz. Den kurzen Abstecher zur Seehagelmauer erspare ich mir und steige den letzten Ansteig schnurstracks zum 1.963 m hohen Gipfelkreuz auf. Dass der Hohe Nock der beliebteste Gipfel im Sengsengebirge ist, merkt man sofort daran, dass man oben eigentlich selten allein ist. Vor allem nicht an einem schönen Herbsttag, wie diesem. Am Gipfelplateau des Nocks genieße ich die umwerfende Aussicht und freue mich insgeheim schon aufs Auto. Doch bis dorthin ist es noch ein langer Weg.
Ich entscheide mich nicht den Normalweg Richtung Budergraben zu nehmen, sondern laufe ein kleines Stückchen am Höhenweg Sengsengebirge zurück. Bei der ersten Abzweigung Richtung Bärenriedlau/St. Pankraz beginnt der eigentliche Abstieg. Zuerst noch auf der schön herbstlich gefärbten Wiese, dann zwischen Latschen und schließlich im Wald wandert man hier zur Bärenriedlau Jagdhütte. Der Weg führt durch einen naturbelassenen (Ur-)Wald hinunter, der schöner nicht sein könnte. Schließlich geht es parallel zur Bergkette immer Richtung Forststraße.
Und dann beginnt der Teil, wo man wirklich die Zähne zusammenbeissen muss: Die ewig lange Forststraße zurück zum rettenden Parkplatz. Während der erste Abschnitt steil und nervig zu gehen ist, sammle ich bei der zweiten Hälfte noch einmal alle Kräfte und laufe Richtung Auto. Nach unzähligen Kurven und einigen Kilometern komme ich schließlich nach 9 Stunden am Ziel an. Vorbei sind die Qualen und was bleibt ist die Freude und Zufriedenheit. Jetzt weiß ich wenigstens, warum Theresa die Tour als #gewalthatscher beschrieben hat. Ein Gewalthatscher ist es nämlich wirklich. 😅
Mehr Fotos von dieser Tour gibts wie immer im Foto-Album.
Die Wanderung im Überblick
Gehzeit: | 9 – 12 Stunden |
Höhenunterschied: | 2.600 Höhenmeter |
GPX-Datei: | Download |