Im Frühling, wenn die Tage langsam wieder länger werden, die Sonne sich immer öfters blicken lässt und es unten im Tal schön langsam grün wird, dann beginnt in Österreich die zweite Saison fürs Schifahren: Das Frühlingsschifahren. Zugegeben, es ist eine andere Art von Schifahren aber nicht unbedingt eine Schlechtere. Damit die wärmeren Tage auf der Piste zum Genuss werden, gehört eine gewisse Taktik und Einstellung dazu. Wer früh am Berg ist kann am Vormittag die Piste ausnutzen und am Nachmittag die Sonnenterasse genießen. Und das haben wir Ende März in Kitzbühel gemacht: Die drei Tage in vollen Zügen genossen.
Die Anreise nach Kitzbühel kann man ganz entspannt mit den ÖBB erledigen. Der eigentlich recht überschaubare Ort hat gleich zwei Bahnhöfe, was mir persönlich sehr gut gefällt. Ich mag die Anreise mit dem Zug und für mich gibt es keine entspanntere Art auf Urlaub zu fahren. Kein stressiges Autofahren. Kein Stau. Und man kann die Zeit nützlich verwenden.
Kitzbühel selbst liegt knapp über 750 m und die zwei Schigebiete, die beide im Ort zu Fuß erreichbar sind, auf knapp unter 2000 m. Die Rede ist vom weltbekannten Hahnenkamm und dem Kitzbüheler Horn. Obwohl die Höhe gegenüber vielen anderen Schigebieten nicht übermäßig hoch ist, sind die Pisten in Kitzbühel durchschnittlich 180 Tage im Jahr in Betrieb. Da bleibt auch im Frühling noch jede Menge Zeit, die Sonne auf den Pisten zu genießen. Wenn man es richtig angeht.
Denn Frühlingsschifahren heißt für mich: Als Erster auf den Pisten zu sein und den Vormittag auszunutzen. Ab Mittag folgt dann der gemütliche Teil des Tages: nämlich auf der Sonnenterrasse. Die Zeit, die man am Vormittag bei perfekten Pisten, die spitzenklasse präpariert und von den kühlen Temperaturen in der Nacht noch pickelhart sind, kann man später nicht wieder gut machen.
Wir starten unseren ersten Schitag am Hahnenkamm, dem größeren und populäreren der zwei Schigebiete. Während unten im Tal bereits kräftig der Frühling an die Tür klopft, ist oben noch Winter. Und das obwohl Regenfälle bis ganz hinauf den Schnee schon gewaltig dezimiert hatten.
Doch trotz der warmen Temperaturen kann man auf der legendären Abfahrt – der Streif – noch bis ins Tal fahren. Zumindest bis Mittag. Dann gehen die Pisten spürbar auf – aber wir haben ja schon geklärt was man dann macht: Ein Einkehrschwung auf der Hütte. In unserem Fall das Berghaus Tirol. Fritattensuppe und Blunzengröstel vertreiben schnell den Hunger und die phänomenale Cremeschnitte, die eher in der Größe eines Ziegelsteins als der einer Nachspeise auf dem Tisch landet, lässt mein kulinarisches Herz höher schlagen. ❤️
Kulinarisch fehlt es in Kitzbühel generell an nichts. Auch am Abend essen wir in der Höhe: Das Restaurant „bei Tomschy“ direkt an der Bergstation der Hahnenkammbahn hat jeden Freitag auch dann noch geöffnet, wenn die Pisten schon geschlossen sind. Mit der Gondelbahn kommt man bis 23 Uhr wieder sicher und mit vollem Bauch ins Tal.
Der nächste Tag steht im Zeichen des Kitzbüheler Horns, dem kleineren Familienschigebiet gegenüber am Südhang. Dieses war bis letztes Jahr noch ein reines Naturschnee-Schigebiet – dieses Jahr hat man jedoch Schneekanonen nachgerüstet.
Während der Ort noch im Nebelbad schlummert, geht es für uns zeitig am Morgen los und schon bei der Mittelstation kommen wir aus der Nebeldecke und können am Vormittag bestes Frühlingswetter auf den Pisten genießen. Einen Vorteil hat das kleinere Kitzbüheler Horn nämlich: Da es doch ein wenig im Schatten des großen Bruders steht, ist auch der Andrang nicht so groß und man hat die Pisten oft für sich allein. Bei passenden Schneeverhältnissen ist das Horn auch fürs Fahren abseits der Piste sehr gut geeignet. Wenn die Schneeverhältnisse es zugelassen hätten, hätte ich mir da schon einige sehr nette Hänge gesehen.
Ganz oben am Kitzbüheler Horn befindet sich eine Sendeanlage des ORF. Mit dem Lift kommt man fast bis ganz hinauf – die letzten paar Höhenmeter muss man aber zu Fuß stapfen. Der kurze Aufstieg bis zum Gipfel ist jedoch äußerst lohnenswert: Dort oben hat man eine großartige Aussicht auf die umliegenden Berge. Allem voran der Wilde Kaiser, wo letztes Jahr im Sommer meine Weitwanderung am Adlerweg gestartet hat. Aber auch beim Blick rüber zum Großvenediger oder dem höchsten Berg Österreichs – dem Großglockner – kann man sich eigentlich nur sehr schwer satt sehen.
Zugegeben, die Pistenanzahl am Kitzbüheler Horn ist überschaubar, wenn man aber zeitig oben ist und dafür die Hänge fast für sich allein hat, ist ein Vormittag dort äußerst lohnenswert. Zu Mittag sollte man unbedingt auf der Hornköpfelhütte vorbeischauen: Nichts auf dieser Welt schlägt ein Tiroler Gröstl und Kaiserschmarrn auf der Sonnenterrasse mit Blick über die umliegende Bergewelt.
Kitzbühel macht auch im Frühling noch viel Spaß. Durch die gute Pistenpräparierung hat man am Vormittag – auch an warmen Tagen einige sehr feine Stunden auf der Piste und so kann man selbst im Frühling noch einen ordentlichen Schiurlaub unternehmen.