Bei der Etappe 19 am Vortag war das Wetter noch so traumhaft schön, dass sich am späten Nachmittag einige Stunden auf den gemütlichen Liegestühlen rund um die Hanauer Hütte ausgegangen sind. Doch der Wetterbericht sagte nichts Gutes voraus: Ganztägig Regen, Temperatursturz, niedrige Schneefallgrenze. Zu dritt haben wir nach dem Abendessen beraten, wie und ob wir am nächsten Tag zum Württemberger Haus aufbrechen sollen. Die gleiche Besprechung gab es am nächsten Tag nach dem Frühstück noch einmal.
Die Wetter-Lage hatte sich bis dahin eher verschlechtert. Kleine Rinnsale wurden zu reißenden Bächen. Und auch über die normalen Wanderwege rinnt mittlerweile das Wasser ins Tal. Relativ schnell stand fest, dass die beiden Routen (westlich und östlich) über die Dremelspitze und den Steinsee zu gefährlich sind. Als Alternativroute steht der direkte Weg über die Bitterscharte zur Auswahl. Bei diesen Bedingungen ebenfalls nicht einfach – aber die einzige Möglichkeit, an diesem Tag zum Württemberger Haus zu kommen. Nach langem Hin und Her und Abwägen der Risiken beschließen wir, die Tour über die Bitterscharte zu versuchen.
Der Weg dorthin startet südlich der Hanauer Hütte und zweigt dann gleich nach Westen ab. Man folgt dem Weg 621 Richtung Württemberger Haus. Es gehtmäßig steil bergauf, vorbei an den Parzinnseen bis man das Gufelseejoch auf 2.375 m erreicht.
Ab dort erst wieder hinunter, rechts vorbei am Gufelsee bis zum Fuße des Vorderen Gufelkopfes. An dessen Hang leitet der Weg nach Süden, bis man nach eher flachem Geh-Gelände mehrere Abzweigungen erreicht. Man hält sich hier immer in Richtung Württemberger Haus. Die Weg-Nummer ändert sich im Laufe der Wanderung von 621 auf 627.
Es geht dann wieder mäßig steil bergauf zum Bittrichsee auf 2.200 Metern. Geradeaus sieht man die steilen Felswände der Leiterspitze rechts und des Bittrichkopfes links. Direkt unterhalb des linken Gipfels ist die Bitterscharte, die man in weiterer Folge überschreiten muss.
Der Steig zur Bitterscharte (2.535 m) führt zuerst über loses Geröll und Gestein und später am Fels entlang von Stahlseilversicherungen. Dieser Abschnitt erfordert absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Der Abstieg zum Württemberger Haus wird dann insgesamt sanfter und einfacher – dank des aufkommenden Schneesturms aber nicht wirklich angenehmer.
Jetzt heißt es die Zähne zusammenbeissen und die letzten 300 Höhenmeter zur Hütte abzusteigen. Wir waren allesamt sichtlich erleichtert als wir die Alpenvereinsfahne der Hütte gesehen haben und somit wussten, dass wir fast am Ziel sind. Eine warme Gulaschsuppe hat noch nie so gut geschmeckt 😊.
Links: Offizielle Adlerweg-Tourenbeschreibung
Die Wanderung im Überblick
Gehzeit: | 4 – 5 Stunden |
Höhenunterschied: | 1.100 Höhenmeter |
Hinweise: | Trittsicherheit und Schwindelfreiheit über die Bitterscharte unbedingt erforderlich. Bei Nässe und Schnee absolute Vorsicht. |
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